Kommentar / Antwort |
Ihr führt derzeit eine für das
gesamte Genossenschaftswesen „spannende“ und wichtige Diskussion, die wir mal
– vorläufig – so zusammenfassen möchten: · Ist jetzt eine Art
„Grundsatz-Diskussion“ notwendig, die das „Genossenschaftswesen“ von seiner –
meist recht verklärten - „Geschichts-Romantik“ befreit und etwas grundlegend
Neues entwickelt, das dem gewandelten Bewusstsein der Menschen jetzt und vor
allem in Zukunft (junge Generation) viel eher entspricht? Wir wollen – verdeutlicht an einem
Beispiel - zuspitzen: · Welche größere Genossenschaft
(insbesondere Banken) z.B. lädt ihre Mitglieder regelmäßig zum
Informations-Austausch bzw. zur „Mitglieder-Qualifizierung“ oder zumindest zu
„Mitglieder-Befragungen“ ein? Wir wollen das nicht vertiefen, lediglich
fragen: ·
Welches „Menschen-Bild“ repräsentiert diese Situation
wirklich? Der dafür wohl passende Satz könnte
– neutral formuliert – wohl so lauten: · Wir (Verbände, Vorstände, Funktionäre) - „die Auserwählten“
(oder „Ausgewählte“) - wissen, was für euch („Ahnungslose“) richtig, wichtig
bzw. angemessen ist. ... Vergegenwärtigen wir uns diese
Situation, dann sind darin viele Elemente enthalten, die möglicherweise vor
200 Jahren (Raiffeisen, Schulze-Delitzsch) angemessen waren: · Die meisten Menschen befanden sich
in einer Art „Hilfsbedürftigkeit“, waren (scheinbar) unfähig, ihre
Interessen selbst zu definieren und zu vertreten. Nicht unwichtig zu erwähnen, dass
auch die Rolle der Religionen/Kirchen hierzu ihren Beitrag geleistet
hat. … Nicht von ungefähr war der Beruf
des Herrn Raiffeisen, der eines Pfarrers. … Es lohnt sich wirklich, seine
Schriften genauer – bezogen auf sein „Menschen-Bild“ anzuschauen. … Begriffe wie: „Selbstbewusstsein“,
„Selbstvertrauen“, „Selbstverantwortung“, die das Prinzip „Selbstorganisationswesen“, durchaus (theoretisch) prägten, wurden aber
selten wirklich gelebt. … Es gab „Genossenschafts-Führer“
und „Genossenschafts-Geführte“. Ein Bild von „Oben“ und „Unten“ durchzieht
die Denke der sog. „Raiffeisen-Periode“. Ist es wirklich überraschend, wenn zwischen
„Genossenschafts-Verbands-Funktionären“ und einer „Führer-Ideologie“
wenig Dissens bestand? … Das damals (1934) eingeführte staatliche
Kontrollsystem über Genossenschaften, wurde nicht nur nach 1945
beibehalten, sondern wird bis heute, mehr oder weniger intensiv – und
unreflektiert - „gepflegt“. … Auch das „Menschen-Bild“ der
Genossenschafts-Idee der heutigen Zeit, wäre eigentlich dringend zu
erforschen. Trotz sog. Genossenschafts-Institute an zahlreichen Hochschulen
und Universitäten, hat es bisher überraschend wenig Innovatives gegeben. Es
lohnt sich deshalb, der Frage nachzugehen: · Wer finanziert solche/diese Institute? Eine solche Recherche könnte sehr
wahrschinlich zeigen, warum das „erforschte“ Ergebnis kaum anders sein
konnte, als (immer noch) real vorfindbar … Wer wirklichdas Thema „Kooperation“
– und darum geht es ja bei Genossenschaften eigentlich – offen und
innovativ erforschen will, muss damit beginnen, eigenständige Curriculas
für „Kooperations-Wissenschaften“ aufzubauen. … Würde man unter solchen „Kriterien“
eine Messlatte auf wesentliche Teile des deutschen genossenschaftlichen
Selbstverständnisses legen, bestehen Zweifel, ob noch viel übrig bliebe von
dem, was man als (zukunftsfähiges) Genossenschaften bezeichnen würde.
… Das „Genossenschaften“ scheint zu
einer Art „Rechtsform-Legitimation“ im Vergleich zu GmbH, AG, etc.
„verblichen“ zu sein. Es wird das (von Geno-Verbänden) „gelehrt“, was analog
von Anwälten oder Steuerberatern bezüglich anderer Rechtsformen, „verbreitet“
wird. Nimmt man die Themen „Recht“ und „Steuerrecht“ aus dem Beratungskontext
der Verbände heraus, ist folgende Frage berechtigt: · Was wäre die (genossenschaftliche
bzw. kooperative) „Spezial-Kompetenz“, die dann noch bliebe? Es reicht heute nicht (mehr) aus,
lediglich solcher Art Auskunft geben zu können wie: ·
Dies ist eine Satzung … · So siejt eine Geschäftsordnung
aus … · So sollte man ein Protokoll
schreiben … · Diese „Protokolle/Unterlagen, etc.“
werden „geprüft“, usw. Eine Menge „historischer
Papierkram“ wird „abgehakt“, aber wie sieht eigentlich die Zukunftsfähigkeit,
das „Kooperative Erfolgs-Gen“ dieser Genossenschaft aus? Vereinfacht gesagt, könnte man es
vielleicht so formulieren: · Wie stark ist die „Kooperative
Wirk-Energie“ hinter den Zahlen … Daß „Menschen“ in solchen
„Konstrukten“ die wesentliche Rolle spielen sollten, ist eigentlich
nachvollziehbar. Die folgende Frage ist deshalb entscheidend: · Wie sieht ein modernes „Management
des WIR“ aus, um den augenscheinlichen „Gruppen-Vorteil“ real in
Wirkung zu bringen?! Aber eine Management-Theorie ohne
Bezug auf diese besonders (vorteilhafte) Situation (Synergie von MENSCH und
STRUKTUR), klingt heute recht „oberflächlich“, zumindest nicht professionell“. Das wichtigste WIRKRAFT-Element,
der teilhabende „Mensch“ ist quasi zu „Nebensache“ degeneriert. … Die sog. „Prüfungsberichte“ sind
eher „Aneinander-Reihungen“ von eigentlich – für die bedeutsame Zukunftsfähigkeit
einer Genossenschaft - eher nachrangige „Text-Bausteine“. … Kurzum, es fehlt z.B. eine
professionelle Thematisierung der „Vorteils-Essenz“ einer
Genossenschaft: · Wege zur Steigerung der
Mehrwertfähigkeit des Unternehmens Genossenschaft. … Denn genau das ist die Grundlage
für eine attraktive Förderwirtschaft zugunsten der Mitglieder,
basierend auf der Wirksamkeit von „Kooperation der Teilhaber“. Wer nach „Mehrwert“ durch
verbandliche (Pflicht-) Mitgliedschaft fragt, wird (noch) als „Querulant“
abgetan. … Aber diese „Querulanten“ haben
meist ihre nachvollziehbare Berechtigung: · Sie legen den Finger in die
inzwischen recht tiefe „Wunde“ zahlreicher Genossenschaften, mit Namen (erwünschte)
„Passivität der Mitglieder“ … Dies betrifft natürlich auch die
genossenschaftlichen Banken, die gern verdrängen, dass man mit
„Förderwirtschaft“ sozusagen „den Unterschied“ sichtbar machen könnte. … Stattdessen orientieren sie sich –
mit zufriedenem Gesicht – daran, als Imitate der „Geschäftsbanken“ wahrgenommen
zu werden. … „Ver-rückte“ Welt – oder, wenn
„Mitglieder-Banken“ darauf „schielen“, den sinnvollen „WIR-Faktor“ zu
reduzieren. … Das hätte selbst „Raiffeisen“ wohl
nicht gewollt; seine „Jünger“ fallen sogar noch hinter den Namensgeber zurück
(in die Zukunft) … Das alles hat eine Tradition, ist
sozusagen diese Tradition, in der das (alte) (Raiffeisen-)Menschenbild bis
heute gern hofiert und gepflegt wird. … Während auf der einen (eher
konkurrenzwirtschaftlichen) Seite, über „Entrepreneurship“ und
„Potenzialentfaltung“ innoviert wird, gibt es bezüglich einer neuen
Kooperations-Gesellschaft aus „Genossenschafts-Sicht“ eher „Langeweile“ oder
gar „Fehlanzeige“…. Das (alte genossenschaftliche)
Prinzip „Führer und Geführte“ – wir wollen das mal Genossenschaft 1.0
nennen, ist eindeutig überholt. Wir müssen uns davon verabschieden, dass
„Tradition“ per se „Wert“ hätte. … · Genossenschaft 2.0 ist jetzt
angesagt. … Gerade für die (neue) Jugend ist es
nicht unwichtig, erfahren zu können, dass „Genossenschaft der Zukunft“ auch
gänzlich ohne „Raiffeisen- und Schulze-Delitzsch-Idylle“ möglich,
sogar wichtig und sogar „richtig“ ist! Es wird Zeit, dass – besonders an
die „Wirtschafts-Jugend“ – die „Botschaft“ ergeht: ·
Baut die neuen Genossenschaften – mit, für und durch –
die teilnehmenden MENSCHEN! ·
Vertraut eurem gesunden Menschenverstand und lasst euch
nicht von Verbänden und alten Theorien irritieren! Beginnt – kooperativ – völlig neue
Ideen – gepaart mit - eure eigenen
Erfahrungen „abzubilden“, auszuwerten
und darüber (öffentlich) zu berichten! Warum dafür nicht auch die dazu passende
„Verbandsstruktur“ – sofern man das (noch) benötigt: · Selbst aufbauen, · Selbst zut gestalten und · die (eigenen) neuen Erfahrungen und
Impulse in und für eine (menschliche) „Kooperations-Gesellschaft“ zu veröffentlichen?! Wer nicht nur über „Kooperation“
spricht, sondern den „Wandel“ wirklich anstreben bzw. realisieren
möchte: · Muss über die „Tradition“
hinauswachsen. Die Tradition zu kennen, ist nicht
unwichtig, aber sie sollte nicht zum „Klebstoff“ werden, denn eine „Gefahr“
ist nicht ganz von der Hand zu weisen: · Genossenschaften können durchaus
auch dazu dienen, der (alten) „schwächelnden“ Konkurrenz-Wirtschaft etwas
„Lebens-verlängerung“ zu gewähren. Aber: · Derzeit sind Genossenschaften (noch) die einzige Rechtsform, die
- theoretisch und praktisch - entsprechend innovativ gestaltet und in
Tätigkeit gebracht, zumindest den Einstieg in die neue Kooperations-Gesellschaft
bedeuten kann. Es könnte diesbezüglich viel Sinn
machen, den – seit 2013 (!) vorliegenden fertigen Gesetzentwurf „KoopG“
(Kooperations-Gesellschaft, haftungsbegrenzt) - sich näher anzuschauen und
als Gesetz einzufordern. … Für viele der neuen
Genossenschaften könnte das viel Sinn machen … Fazit: · Eindeutig JA! Wir benötigen zeitnah eine neue, unbelastete
Genossenschafts-Theorie. · Raiffeisen war gestern. ·
WIR bzw. CoopGo ist heute und ist ZUKUNFT … |
Frage / Thema |
(Wir sind ein Arbeitskreis kritischer Aufsichtsräte
in Genossenschaften und beschäftigen uns mit einer „Modernisierung der
Genossenschafts-Idee“) Hier eine Art „Zwischen-Bilanz“ unseres AK: · Über 200 Jahre eine mehr oder
weniger „verklärte“ Darstellung des Genossenschafts-Gedankens sind
genug. Raiffeisen und Schulze-Delitzsch hatten zu ihrer Zeit sicherlich ihren
Verdienst. Aber die Zeiten haben sich gewandelt …. Die Anerkennung der Genossenschafts-Idee als „Welt-Kultur-Erbe“ scheint durchaus
sinnvoller gewesen zu sein, als ursprünglich gedacht. Der sog. „Bestandsschutz“
dieser einst wichtigen Grund-Idee wirkt immer mehr wie eine Art: · „Brems-Klotz“ für eine
Neu-Ausrichtung, stimmig für eine Neue Zeit. Das gilt zumindest für Deutschland. … Noch immer wird unterstellt, dass Genossenschaften so
eine Art „Betreuungs-Anstalt“ für Menschen sein sollten, die irgendwie
vom „Leben“ benachteiligt sind und die Gruppe dazu dient, scheinbare
individuelle Nachteile „kollektiv“ zu kompensieren. Klar, dazu muss es auch
die Mitwirkung derjenigen geben, die von sich behaupten, zu wissen, was die
anderen wirklich wollen. Und so wird erwartet: · Dass die einen „Führen“ und die
anderen sich von denen „führen“ lassen. … Das spiegelt eher ein „altes“ Gesellschaftsbild wider
und hat mit so etwas wie „Potenzial-Entfaltung“ z.B. wenig zu tun. Es
macht schon Sinn, wenn sich die einen (deutlich sichtbar) mit Namen der
Geschichte „schmücken“. Sie sind dann „Raiffeisen-Banken“ oder
„Raiffeisen-Genossenschaften“. … Das ist keine Wertung, sondern eher eine „Haltung“. Und
aus dieser Haltung fließt dann auch deren Selbstverständnis. Der Grundsatz
scheint „bedeutsam“ zu sein, dass die Gruppe: · Strikt in „Führer“ und „Geführte“
getrennt ist und es
auch bleibt. .. Das Genossenschaftsgesetz spiegelt dieses Menschenbild
derzeit deutlich wider. Die Frage – auf den Punkt gebracht: · Ist die Genossenschafts-Idee in
dieser Form heute noch sinnvoll oder gar begründbar und was wäre zu
ändern? Kooperation – Ist die
geniale Erfindung des nachhaltigen Vorteils! |
Redaktion: Fachgruppe CoopGo–Politik des Wandels - im SmartCoop
ForschungsInstitut (SCFI), ThinkTank des Bundesverbandes MMW (Spitzen-
und Dachverband der Cooperations-
und Genossenschaftswirtschaft) i.V.m. Experten aus Theorie und Praxis
der Bereiche Genossenschaften und Kooperationen – www.Bundesverband-MMW.de – Kontakt: gks@menschen-machen-wirtschaft.de |
Unsere Berater in Genossenschaftsfragen: CoopGo Bund Freier Genossenschaften (gw@coopgo.de) |
Unser Berater für QuantenManagement: QuantenInstitut (IWMC
Internationale Wissenschafts-u. MedienCooperation) und seine diversen
Fachgruppen. |
Unser Land ist "stolz" auf "Wettbewerb" und "Konkurrenz". Das gesamte "System" folgt der Grundidee des "Gegeneinanders". Aber die große Mehrheit unseres Landes möchte "Miteinander"- kurz CoopGo. Alle Parteien reden gern von "Coop". Machen wir doch den "Coop-Bereitschafts-Test": In Artikel 20 unseres Grundgesetzes wird das Wort "kooperativer" eingefügt! Also: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer, sozialer und kooperativer Bundesstaat". Bedarf es einer "Coop-Politik"? Ja
Das Neue
CoopGo Politik des Wandels ist ein "Sammelbegriff" zur Schaffung einer "Kooperations-Gesellschaft". Alle Parteien des Bundestages reden gern von Kooperation und Genossenschaften. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Was man als "Kooperation" ausgibt, hat mit wahrer Kooperation - kurz: Coop genannt - nur ganz wenig zu tun. Kooperation ist bei den Parteien sozusagen das "Feigenblatt", um weiterhin Kurs auf "Konkurrenz" zu halten. Der Bürgerwille ruft jedoch mehrheitlich nach "Miteinander". Coop heißt auch: "Konsequenter Erhalt unserer Lebensgrundlagen". Konkurrenz wird niemals das, was sie verursacht hat, auch selbst verändern können bzw. wollen. CoopGo-Politik will - deutlich erkennbar - den "kooperativen Wandel"! Das "Staatsziel Kooperation" soll deshalb im Grundgesetz (Art.20) festgelegt und ein "Marshall-Plan" für den Kooperativen Wandel geschaffen werden!